Trauma-Folgestörungen

Behandlung von Patientinnen mit Traumafolgestörungen

Traumafolgestörungen

Traumatische Ereignisse können tiefe Spuren in einem Menschen hinterlassen: Wunden, die häufig nicht von selbst heilen und psychische Störungen nach sich ziehen. Oft sind diese durch klassische psychotherapeutische Verfahren allein nicht ausreichend behandelbar. Daher wurden spezifische therapeutische Methoden und Strategien entwickelt, um die posttraumatische Symptomatik besser behandeln zu können.

Nicht alles Belastende bedeutet jedoch ein seelisches Trauma und nicht jedes traumatisierende Ereignis geht mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung einher.

Posttraumatischen Belastungsstörung

Bei einem seelischen Trauma wird die betroffene Person so bedroht oder verletzt, dass es zu intensiven Gefühlen von Furcht, Hilflosigkeit und Entsetzen kommt und der Betroffene eine Zeit lang davon psychisch überwältigt ist.

Wenn dann langfristig eine Erschütterung des Vertrauens in sich selbst, die Umwelt und das Leben entsteht oder sich spezifische Symptome wie Übererregung, belastende, wiederkehrende Bilder, anhaltend wiederkehrende Gefühlsüberflutung, Albträume, ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten oder ähnliche Symptome entwickeln, sprechen wir von einer Posttraumatischen Belastungsstörung.

Traumatherapie in der Klinik Hohe Mark seit 1994

Diese führt häufig zu einer erheblichen Beeinträchtigung im Alltag und im Bereich der Lebensqualität. In der Psychotherapieabteilung der Klinik Hohe Mark gibt es seit 1994 eine spezielle Trauma-Therapiestation, auf der Frauen mit schweren Traumafolgestörungen im stationären Rahmen außerhalb des Alltags behandelt werden.

Trauma-Ambulanz

In unserer Trauma-Ambulanz werden Vorgespräche zur Abklärung des geeigneten therapeutischen Rahmens (z. B. ambulante, stationäre bzw. traumaspezifische Behandlungsbedürftigkeit) geführt und weitere Informationen vermittelt.

Auch Menschen, die zeitnah Unterstützung bei der Verarbeitung eines traumatischen Ereignisses suchen oder die an einer chronischen Traumafolgestörung leiden, können hier beraten und im Rahmen einer Krisenintervention behandelt werden, ebenso bei transgenerationaler Belastung. Für eine Behandlung wird eine Überweisung des behandelnden Arztes und die Krankenkassenkarte benötigt.

Insbesondere für Menschen, die Opfer einer Gewalttat (Überfall, kriminelle, sexuelle oder häusliche Gewalt) geworden sind, kann die Trauma-Ambulanz zeitnah Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen des Opferentschädigungsgesetzes (OEG) anbieten. Auch Angehörigen von Betroffenen steht dieses Behandlungsangebot offen. Hierfür muss beim Erstkontakt ein Antrag gestellt werden, bei dem wir Sie gern unterstützen.

Das Therapiekonzept der Trauma-Ambulanz umfasst tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Verfahren sowie spezielle traumatherapeutische Ansätze (z. B. EMDR und imaginative Verfahren wie IRRT).

Hoher Behandlungsstandard

Viele der ärztlichen, psychologischen, pflegerischen oder anderweitigen Therapeuten haben in Bezug auf die Psycho-Traumatherapie spezifische Weiterbildungen abgeschlossen, wie psychodynamische, imaginative oder kognitiv verhaltenstherapeutische Methoden oder auch DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie), EMDR (Eye Movement Desensitation and Reprocessing), IRRT (Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy) und weitere traumaspezifische Verfahren, so dass ein hoher Standard in der Behandlung sichergestellt werden kann.

Unsere Station bietet 18 Behandlungsplätze ausschließlich für Frauen, so dass ein spezifischer sicherer Behandlungsrahmen besteht. Traumatisierte Frauen können jedoch auch – ebenso wie traumatisierte Männer – auf anderen Stationen bei entsprechend erfahrenen Therapeuten behandelt werden.

Differenzialdiagnostische und individuelle Trauma Behandlung

Auf der Trauma-Therapiestation werden Frauen mit Symptomatik nach Typ-I-Traumata (akute, einmalige plötzliche und kurzzeitige Traumatisierungen durch z. B. einen Überfall oder Verkehrsunfall), überwiegend aber nach Typ-II-Traumata (wiederholte, über längere Zeit hinweg anhaltende Traumatisierungen) behandelt.

Häufig liegt eine Komorbidität mit dissoziativen Störungen bis hin zur Dissoziativen Identitätsstörung (früher: Multiple Persönlichkeitsstörung) vor. Weiterhin liegen häufig in diesem Zusammenhang depressive Störungen oder Angststörungen vor, die in der Behandlung mit berücksichtigt werden müssen.

Bei komplex traumatisierten Patientinnen hat sich im Rahmen von fehlender Sicherheit und fehlender sicherer Bindung häufig eine ausgeprägte emotionale Instabilität (von einer Bindungsunsicherheit bis hin zur Borderline-Störung) entwickelt, die den Aufbau von stabilen Beziehungen (sowohl im Alltag als auch auf der Station) erschweren kann.

Auch dies wird in der Behandlung mit berücksichtigt und bearbeitet. Unsere traumaspezifische Therapiestation ist wie alle anderen Stationen an der individuellen Symptomatik und den Bedürfnissen unserer Patientinnen orientiert, die Behandlung muss den jeweiligen Entwicklungsmöglichkeiten im Einzelnen angepasst werden.

Bindungsaufbau

Die Behandlung basiert auf den bestehenden Behandlungsleitlinien der entsprechenden deutschen Fachgesellschaften. Im Vordergrund steht wie bei jeder Psychotherapie zunächst der Aufbau einer sicheren und vertrauensvollen Beziehung zwischen der Patientin und unserem Team, der Bindungsaufbau und die Bindungsarbeit spielen aus den oben genannten Gründen auf unserer Station eine besondere Rolle.

Psychoedukation & Ressourcen

Weiterhin ist die Vermittlung von Informationen zur Erkrankung und Behandlung (Psychoedukation) ein wichtiger Bestandteil unserer Therapie. Das Erzielen von Stabilität und die Aktivierung von Ressourcen sind zentral wichtig, um wieder Kontrolle über das eigene Leben zu bekommen und für sich gut sorgen und Verantwortung übernehmen zu können.

“Innere-Kind-Arbeit”

Eine gute Möglichkeit ist dabei das imaginative Arbeiten. Auf diesem Wege kann die sogenannte “Innere-Kind-Arbeit” oder das Arbeiten mit “Inneren Anteilen” oder “Egostates” stattfinden. Wir versuchen jedoch auch, dabei stets den “gesunden Erwachsenen-Anteil” unserer Patientinnen zu fördern und zu stärken.

Traumaexposition – Möglichkeiten und Grenzen

Viele unserer Patientinnen haben den Wunsch, sich mit dem stattgefundenen Trauma in einer sicheren Umgebung zu konfrontieren und auseinanderzusetzen, “um das Trauma zu verarbeiten”, d. h. um dadurch eine Reduktion der traumaspezifischen Symptomatik, wie z. B. Flashbacks, Hyperarousal oder Intrusionen, zu erzielen.

Dies bedeutet eine Konfrontation mit erheblichen Angstreizen. Ziel ist es, wieder mehr eigene Kontrolle zu gewinnen und selbst bestimmen zu können, wann und in welchem Ausmaß Erinnerungen abgerufen werden. Das Anliegen zur Traumaexposition wird von uns bei ausreichender Stabilität unterstützt, die oben genannten Behandlungsmethoden stehen uns dabei hilfreich zur Verfügung.

Die Erfahrung zeigt, dass durch die Fokussierung auf das erlebte Trauma in Bezug auf die Symptomatik so gute Erfolge erzielt werden können, dass neben besserer Alltagsfähigkeit und Stabilität langfristig weniger stationäre Kriseninterventionen erfolgen müssen oder eine Wiederherstellung dauerhafter Arbeitsfähigkeit möglich ist.

Nicht immer ist jedoch eine Konfrontation mit den erlebten Erinnerungen möglich, manchmal ist eine schonendere Art der Traumatherapie erforderlich, um innere und äußere Sicherheit zu gewährleisten. Oder Erinnerungen sind nur so bruchstückhaft oder nicht konkret fassbar vorhanden, dass vorwiegend mit der vordergründig bestehenden Symptomatik und den belastenden Gefühlen gearbeitet werden muss.

Auch dies ist sinnvolle und hilfreiche Psychotraumatherapie, die zur Verarbeitung des Erlebten beiträgt und eine bessere Alltagsbewältigung und Verbesserung der Lebensqualität und seelischen Gesundheit ermöglicht.

Das vollständige Konzept zum Download: Hier

Dr. med. Dominik Volk
Oberarzt und Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie

Patienten 

Angehörige & Besucher

Fachliche Infos

Beruf & Karriere