Gestern vor 78 Jahren endete für die Klinik Hohe Mark der 2. Weltkrieg

Ein unbekannter Zeitzeuge berichtet über die Einnahme der Klinik Hohe Mark durch die US Army am 30. März 1945. Maschinengeschrieben auf schwer lesbarem gewordenem Papier.
 Jochen Dietz von der Taunus Zeitung schreibt hierzu am 30. März 2023 (in Auszügen zitiert):

“Beklommenheit, banges Erwarten, Angst und Unsicherheit herrschen am Morgen des 30. März 1945 in der heutigen Klinik Hohe Mark. Sie ist damals „DULAG Luftwaffe“, ein Kriegsgefangenen-Durchgangslager und Lazarett für verwundete und gefangene alliierte Flieger. „Mit großer Besorgnis wurden die Radiomeldungen über den ungehinderten Vormarsch der amerikanischen Armee abgehört“, erinnert sich ein unbekannter Zeitzeuge. Und die US Army lässt nicht lange auf sich warten. „Das amerikanische Vorauskommando bestand aus einem Schnellfeuergeschütz und einem Jeep. Von ersterem sprangen eine Anzahl amerikanische Soldaten ab und kamen in Schützenlinie gefolgt von dem Jeep den Hauptweg zum Haus Feldberg (heute Friedländer) herauf …“

 

„An Pfingsten 1945 leiteten die Amerikaner einen Sanitätszug mit 180 verletzten deutschen Patienten zur Versorgung in die Klinik, später kam es zu Ausbruch von Flecktyphus. Bis Juli 1946 war die Klinik noch Reservelazarett“ Es muss jedenfalls ein deutscher Soldat oder Sanitäter gewesen sein, der da seine dramatischen Erlebnisse von dem Tag heute vor 78 Jahren niedergeschrieben hat. „Was sollte wer- den? Werden wir als Kriegsgefangene abtransportiert, oder bleibt das Lazarett vorläufig bestehen?“, beschreibt er die allgemeine Stimmung damals.

 

„Der unserem Chefarzt beigegebene Hilfsoffizier ging den Truppen entgegen und übergab das Lazarett. Die Übergabe erfolgte ohne besondere Zwischenfälle. Das amerikanische Schnellfeuer- geschütz hatte in der Zwischenzeit vor der Pforte Stellung bezogen“, berichtet der Zeitzeuge weiter. Er beschreibt auch, dass den ersten US-Trupps vor allem daran lag, ihre eigenen Kameraden zu finden und zu befreien. Im „DU- LAG“ wurden vor allem abgeschossene Besatzungen der Royal Air Force (RAF) und der US Army Air Forces (USAAF) gefangen gehalten. Mitsamt eigenem Verhörzentrum, dem späteren Camp King.

 

„Während wir Deutschen der Gefangenschaft entgegensahen, warteten im Haus Saalburg 70 verwundete und kranke Flieger der amerikanischen und englischen Luftwaffe auf ihre Befreiung“, schreibt der Zeuge. „Als die amerikanischen Soldaten in Sicht kamen, ging ein Hurra durch die Saalburg und alle Gehfähigen liefen ihren Befreiern entgegen. Einzelne Amputierte kamen ohne Krücken auf einem Bein angehumpelt. Die Befreiten umarmten ihre Kameraden und das Hände schütteln und Fragen wollte kein Ende finden…“, erinnert sich der Zeuge weiter. Und: „Wir deutschen Soldaten standen dabei, ergriffen von der Wiedersehensfreude der fremden Soldaten, doch niedergeschlagen über die Ungewissheit unseres eigenen Schicksals“.

Dass die Klinik damals direkt weitermachen konnte, lag nach unserer Einschätzung unter anderem an Zeugnissen der guten Behandlung von Gefangenen, wie es ein Schreiben des englischen Commander R. Ivelaw Chapman dokumentiert. Hier zu lesen >>> 

Ein gemeinsamer Gottesdienst von deutschen und alliierten Soldaten und Schwestern im Saal des damaligen Hauses Feldberg …

… und derselbe Blick in den Saal des heutigen Hauses Friedländer fast acht Jahrzehnte später.

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