13. Fachtag der TagesReha: Sucht und Doppeldiagnosen

Beim 13. Fachtag der TagesReha der DGD Klinik Hohe Mark wurde am 21. Mai im Frankfurter „Haus am Dom“ ein besonders wichtiges Thema im Zusammenhang mit Suchterkrankungen in in den Blick genommen: Doppeldiagnosen. Zu den rund 140 Gästen der Veranstaltung zählten neben Therapeutinnen und Therapeuten aus dem Rhein-Main-Gebiet auch Selbsthilfegruppen und Patientinnen und Patienten.

In ihrer Begrüßung wies Anke Berger-Schmitt, Geschäftsführerin der DGD Klinik Hohe Mark, auf die Bedeutung des Themas hin: „80 Prozent der Patientinnen und Patienten im Suchtbereich leiden an mindestens einer weiteren psychischen Erkrankung, etwa einer Depression. Doppeldiagnosen sind inzwischen die Regel, nicht die Ausnahme. Daher geht es nicht nur um Entzug, sondern um eine ganzheitliche therapeutische Begleitung“. 

Auch Frau Dr. Sterzel, Stadträtin und Mitglied des Magistrats der Stadt Frankfurt, betonte in ihrem Grußwort, wie Suchtprobleme neu in die öffentliche Wahrnehmung gerückt seien, etwa auch durch die Diskussion um das Frankfurter Bahnhofsviertel.

Angela Kuhn, Ärztin aus dem Team der TagesReha Frankfurt, berichtete von Eindrücken und Erfahrungen aus der Praxis. Auch diese Beispiele zeigten deutlich, welche Bedeutung Mehrfachdiagnosen haben. Begleitend zur Suchterkrankung kann auch das gesamte Spektrum anderer psychischer Erkrankungen auftreten. „Sucht ist bei uns der Fokus“, so Kuhn, „aber wir schauen immer auch in andere Bereiche, damit Patientinnen und Patienten wirklich gestärkt aus der Reha gehen.“ Die zusätzliche Diagnose könne für Patientinnen und Patienten sogar befreiend wirken, weil sie dadurch häufig die eigene Sucht besser verstehen könnten.

Im Anschluss hielt Dr. Gerhard Sütfels einen Vortrag zum Thema „Eine Sucht kommt selten allein – Doppeldiagnosen in der Suchttherapie“. Sütfels ist seit Oktober 2025 Chefarzt in der DGD Klinik Hohe Mark und verantwortlich für einen großen Teil des suchtmedizinischen Behandlungsspektrums. Er zeigte anhand von Beispielen, wie herausfordernd Doppeldiagnosen im medizinischen Alltag sind. Neben mehreren psychischen Erkrankungen können auch verschiedene Formen von Suchterkrankungen parallel auftreten. Hier müssen Ärztinnen und Ärzte, so Sütfels, trotz Zeitdruck noch genauer hinsehen, damit eine Behandlung nicht nur auf Basis einer einzelnen möglicherweise unvollständigen Diagnose durchgeführt wird. „Ärztinnen und Ärzte müssen außerdem ebenso wie Freunde und Verwandte von Menschen mit Suchterkrankungen ihre Ängste überwinden und das Thema sehr offen ansprechen.“, erklärte Sütfels. „Nur so können Betroffene die erforderliche professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen.“ 

Den Abschluss bei den Fachvorträgen bildete Dipl.-Psychologin Danuta Rosin-Schiller mit dem Thema „Die Dynamik zwischen Sucht und Trauma und wie man diese behandeln kann.“ Sie berichtete aus ihrem Arbeitsalltag auf einer speziellen Station der DGD Klinik Hohe Mark in Oberursel. Hier wird eine kombinierte Behandlung von Suchterkrankungen und Traumata / Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) durchgeführt. Suchterkrankungen seien dabei häufig die Folge einer Traumatisierung, die oft schon in der frühen Kindheit stattgefunden habe und Patientinnen und Patienten auch nicht immer bewusst sei. Über die genaue Entstehung von Suchterkrankungen gibt es in diesem Kontext verschiedene Theorien, die Danuta Rosin-Schiller vorstellte. In jedem Fall stellt diese Doppeldiagnose Therapeutinnen und Therapeuten vor besondere Herausforderungen. Dazu präsentierte Rosin-Schiller das bewährte „Oberurseler Modell“ einer kombinierten Behandlung von PTBS und stoffgebundener Abhängigkeit. „In jedem Fall wollen wir immer den ganzen Menschen sehen, nicht nur eine Suchtdiagnose“, so Rosin-Schiller. „Und wir freuen uns über jeden Erfolg, den wir mit unseren Patientinnen und Patienten erleben dürfen.“ 

Der Fachtag der TagesReha Frankfurt findet seit 13 Jahren jährlich in Frankfurt statt. Neben Fachvorträgen steht immer auch eine Zeit zum Networking auf dem Programm. „Wir freuen uns sehr, dass wir auch in diesem Jahr wieder vor Ort sein konnten. Die Veranstaltung ist großartig und genießt daher zurecht den großen Zulauf.“, sagte einer der Gäste zur guten Atmosphäre der Veranstaltung.

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Foto: Dr. Gerhard Sütfels beim 13. Fachtag der TagesReha im Frankfurter Haus am Dom