DGD Klinik Hohe Mark beim Fachtag Frühe Hilfen im Hochtaunuskreis

Zum Thema "Psychische Erkrankungen in der frühen Elternzeit" fand am 24.06.2025 in der Oberurseler Stadthalle ein Fachtag mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Bereichen der Frühen Hilfen des Hochtaunuskreises, der Stadt Bad Homburg und angrenzender Kreise statt.

Nach der Begrüßung durch die Organisatorinnen, Frau Daniela Köhler und Frau Barbara Martens – beide tätig in der Netzwerkkoordination – folgten Grußworte von Vertreterinnen und Vertretern der Politik. Diese verdeutlichten, dass dem Thema auch gesamtgesellschaftlich zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das ist umso erfreulicher, als Unkenntnis über die Häufigkeit der Erkrankungen (ca. 20–25% der Eltern sind betroffen) und die Scham junger Mütter und Väter noch immer zu den größten Hindernissen für die Inanspruchnahme professioneller Beratung und frühzeitiger Behandlung zählen.

Der fachliche Teil begann mit einem Vortrag von Dipl.-Psychologin Eva Daum und Dr. med. Simone Hötzsch zu häufigen psychischen Krankheitsbildern und ihren Besonderheiten in der Peripartalzeit. Eva Daum erläuterte die Ursachen für das erhöhte Risiko, in der Peripartalzeit an Depression, Angst- und Zwangsstörung, PTBS sowie weiteren psychischen Erkrankungen zu erkranken. Hauptverantwortlich seien unter anderem hormonelle Veränderungen, Komplikationen während Schwangerschaft oder Geburt, Schlafmangel und Erschöpfung bei fehlender sozialer Unterstützung, aber auch vorbestehende psychische Erkrankungen. Aus ihrer gemeinsamen Tätigkeit in der Eltern-Kind-Tagesklinik und -Ambulanz der DGD Klinik Hohe Mark am Standort Frankfurt berichteten die Referentinnen anhand von Fallvignetten anschaulich über konkrete Probleme der Betroffenen und ihrer Angehörigen, Therapiemöglichkeiten und reale Behandlungsverläufe. Dass eine medikamentöse Behandlung in Schwangerschaft und Stillzeit nicht nur möglich, sondern in vielen Fällen nach entsprechender Risiko-Nutzen-Abwägung auch geboten ist, war eine der besonders wichtigen Aussagen.

Im Anschluss folgte ein Interview mit einer betroffenen Mutter, die von ihrem beschwerlichen Weg durch eine Wochenbettdepression berichtete. Einfühlsam befragt von Melanie Weimer, Beraterin und Referentin des Selbsthilfevereins „Schatten und Licht“, gewährte Sarah Stückrath Einblicke in ihr inneres Erleben, wovon die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr berührt waren.

Die schwierige Situation der „Kinder von Eltern in seelischen Krisen“ nahmen Michelle Lipinski, Sozialarbeiterin und Kinderschutzfachkraft, und Inge Eifert, Sozialarbeiterin und systemisch-integrative Beraterin von Perspektiven e.V., in den Blick. Der Verein berät und begleitet Menschen mit psychischen und körperlichen Erkrankungen und kümmert sich insbesondere auch um die betroffenen Kinder.

Nach der Mittagspause lenkte Melanie Weimer, die neben ihrer Tätigkeit für „Schatten und Licht“ auch die Leitung des Projektes „Willkommenstage in der frühen Elternzeit“ in Frankfurt innehat, mit einem sehr informativen Fachvortrag die Aufmerksamkeit auf die Väter. Dass auch Männer rund um die Geburt eines Kindes ein erhöhtes Risiko für eine psychische Erkrankung haben, wird selbst innerhalb des Gesundheitssystems bisher kaum wahrgenommen. Frau Weimer erläuterte, dass es in Abhängigkeit von der emotionalen Bindung auch bei Vätern zu hormonellen Veränderungen kommen kann. Darüber hinaus spielen die Veränderung des Tagesablaufs, der Bruch mit bisherigen Gewohnheiten, die Herausforderungen der neuen Rolle als Vater bzw. Elternteil sowie traumatische Erfahrungen bei der Geburtsbegleitung eine wichtige Rolle bei der Entstehung oder dem Wiederauftreten psychischer Erkrankungen.

Seit über fünf Jahren bietet die DGD Klinik Hohe Mark daher einen 14-tägigen Austausch für Väter an, der seit der Pandemie in einem inzwischen bewährten Online-Format stattfindet. Stephan Gutte engagiert sich als Krankenpfleger und Coach seit Beginn in diesem Projekt und gab zusammen mit Andreas Vogt, Pflegedienstleiter der Abteilung Psychiatrie, zu der auch die klinikeigene Mutter-Kind-Station gehört, einen interessanten Praxisbericht.

Zum Abschluss der Fachvorträge gab Kerstin Hubrig, Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin, unter der Überschrift „SOS – Land in Sicht?!“ Einblicke in ambulante und (teil-)stationäre Hilfsangebote für Familien im Hochtaunuskreis und in Frankfurt. Sie vermittelte den Teilnehmerinnen damit einen guten Überblick über das umfangreiche und vielfältige Netzwerk einschließlich der Zugangswege zu den einzelnen Unterstützungsangeboten. Dabei konnte sie aus ihrer eigenen Tätigkeit für die Mutter-Kind-Station der DGD Klinik Hohe Mark in Oberursel berichten und verwies außerdem auf das niedrigschwellige Angebot der drei Eltern-Kind-Ambulanzen in Frankfurt, in denen zeitnah Termine für Diagnostik, Behandlung oder Weitervermittlung vereinbart werden können.

Manuela Wehrle, Inhaberin des Büros Region und Projekt Oberursel, beendete ihre Moderation des Fachtages mit einer sehr positiven Bilanz. Neben dem fachlichen Input in motivierender Atmosphäre gab es ausreichend Zeit für persönliches Kennenlernen und Austausch, um sich zum Wohle der jungen Familien noch stärker zu vernetzen.

Hier gibt es weitere Informationen zum Behandlungsfeld "Psychische Erkrankungen im familiären Kontext".

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Foto: freepik.com / Drazen Zigic